Rainer Maria Rilke S EINORN Der Heilige hob das Haupt, und das Gebet fiel wie ein Helm zurück von seinem Haupte: denn lautlos nahte sich das niegeglaubte, das weiße Tier, das wie eine geraubte hülflose Hindin mit den Augen fleht. Der Beine elfenbeinernes Gestell bewegte sich in leichten Gleichgewichten, ein weißer Glanz glitt selig durch das Fell, und auf der Tierstirn, auf der stillen, lichten, stand, wie ein Turm im Mond, das Horn so hell, und jeder Schritt geschah, es aufzurichten. Das Maul mit seinem rosagrauen Flaum war leicht gerafft, so daß ein wenig Weiß (weißer als alles) von den Zahnen glänzte; die Nüstern nahmen auf und lechzten leis. Doch seine Blicke, die kein Ding begrenzte, warfen sich Bilder in den Raum und schlossen einen blauen Sagenkreis. Vgl. Salbungsthron der Dänischen Könige von Bendix Grodtschilling, in Verwendung 1671-1840, Narwalzahn-Dekor DAS AINKHÜRN In kaum einem anderen Fall sind Mythos, Religion und Machtdemonstration so fein miteinander verwoben, wie in der Geschichte des sogenannten Ainkhürn (Horn des Einhorns). Zwar konnte der Gelehrte Ole Worm (1588-1654) bereits 1638 nachweisen, dass es sich um die Stoßzähne des männlichen Narwals (monodon monoceros, siehe Abbildung) handelt. Ungeachtet dessen blieb das Objekt jedoch ein wichtiger Bestandteil der Machtdemons tration europäischer Herrscher und beliebtes Sammelobjekt. Doch wie kam es dazu? Schon in der Bibel wird bei Lukas ab 1,67 im Lobgesang des Zacharias berichtet: 67 Und sein Vater Zacharias wurde vom Heiligen Geist erfüllt, weissagte und sprach: 68 Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöst sein Volk 69 und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils im Hause seines Dieners David – 70 wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten –, 71 dass er uns errettete von unsern Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen, 72 und Barmherzigkeit erzeigte unsern Vätern und gedächte an seinen heiligen Bund, 73 an den Eid, den er geschworen hat unserm Vater Abraham, uns zu geben, 74 dass wir, erlöst aus der Hand der Feinde, ihm dienten ohne Furcht 75 unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen. 76 Und du, Kindlein, wirst Prophet des Höchsten heißen. Christus erschien also als „unicornis spiritualis“, als Zeichen der Einheit (lat. „unio“) mit Gottvater. Diese Verbindung mit dem Christentum schlug sich auch in der Annahme wieder, dass das legendäre Einhorn nur im Schoß einer Jungfrau habe gezähmt werden können. Die blendend weiße Erscheinung des Fabeltiers stand in Verbindung mit den Begriffen von Reinheit und Schönheit der Jungfrau Maria, sodass das Verhältnis von Einhorn und Jungfrau parallel zur Menschwerdung des Sohnes Gottes im Schoße Mariae gesehen wurde. Narwalzähne wurden montiert, unmontiert oder gar – wie im Falle des Salbungsthrons der dänischen Könige (siehe Abbildung) in Objekte eingearbeitet und in den Kunstkammern der Fürstenhöfe Europas ausgestellt. Als Herrscherinsignien diente der Narwalzahn häufig etwa als Zepter, so zum Beispiel wurde er im Zepter des Österreichischen Kaiserreiches verwendet. Auch als „naturalia“ gewannen sie in zermahlener Form an Bedeutung, da man ihnen besondere Schutzwirkungen bei Giftanschlägen und Pestepidemien zuschrieb. Ein „Ainkhürn“, welches bereits 1540 als Geschenk von Sigismund II. August, König von Polen-Litauen an König Ferdinand I. in die Wiener Schatzkammer gelangte, ist hinlänglich bekannt und ist mit 243 cm nur unwesentlich länger als das hier unter Los angebotene beeindruckende Exemplar eines Narwalzahnes. Für solche Objekte wurden Futterale von beeindruckender Qualität oder auch Objektständer von ebenfalls besonderen Materialien angefertigt. Vergleichsliteratur: Jürgen W. Einhorn, Unicornis Spiritualis. Das Einhorn als Bedeutungsträger in Literatur und Kunst des Mittelalters, München, 1976. 206 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6.000 additional images.
NRLN Höhe ohne Sockel: 240 cm. Höhe inkl. Sockel: ca. 270 cm. 19. Jahrhundert. Natürlich gewachsener Narwalzahn, in vergoldetem Bronzesockel montiert, dieser in Gestalt dreier zusammenlaufender löwentatziger Beine, mit in die Zwickel gesetzten Muschelungen. Der Zahn durch eingesetzte Schrauben gehalten. (1230081) (13) NARWHAL TUSK Height without base: 240 cm. Height incl. base: ca. 270 cm. 19th century. Natural narwahl tusk mounted on gilt bronze base in the shape of three converging lions’ paws, the spendrels decorated with shell motifs. Tusk attached with inserted screws. Export restrictions outside the EU. € 15.000 - € 20.000 INFO | BIETEN NRLN Höhe inkl. Sockel: 201 cm. Höhe ohne Sockel: 188,5 cm. 19. Jahrhundert. Narwalzahn, natürlich gewachsen, auf sekundärem Breche d’Alep-Marmorsockel montiert. Alters- und Gebrauchssp. (1230082) (13) Export restrictions outside the EU. € 8.000 - € 12.000 INFO | BIETEN Translate all texts into your preferred language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com 207
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