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Große Kunstauktion – Sept 2018

Hampel Fine Art Auction - Große Kunstauktion - Katalog 1 - September 2018

363 Museale Schnitzfigur

363 Museale Schnitzfigur der Heiligen Barbara Höhe: 88 cm. Mittelrhein, um 1500. Standfigur im Kontrapost auf mitgeschnitztem Rasensockel. Gerade Körperhaltung. Das Gewand in seitlichen Muldenfalten glatt nach unten ziehend, der darübergelegte Mantel, vom linken Arm hochgezogen, bildet weiche Schüsselfalten aus. In der linken Hand hält die Figur einen Turm mit abschließendem Zinnenkranz und rundbogigem Portikus als Attribut. Die rechte Hand mit sensibel und fein gestalteten Fingern hielt ehemals wohl die Märtyrerpalme. Das Haupt der Figur - wohl wegen ehemaliger Höherstellung im Raum - etwas größer gearbeitet, mit fein ausgearbeiteten Gesichtszügen, geradeaus gerichtetem Blick, hoher Stirn und nachdenklich-ernstem Gesichtsausdruck. Über der Stirn ein geflochtener Haarbund mit zentraler Rosette, aus dem seitlich bewegte Locken zu den Schultern herabziehen. Die gerade für diese Zeit typische Modezutat des reich geschmückten Kopfbundes mit Perlstabbändern stellt die Figur in einen anspruchsvollen Gesamtzusammenhang. Unter dem Mantelsaum tritt am Sockel die Attri butfigur des heidnischen Kaisers Maximinus Daia hervor, bärtig wiedergegeben, der Kopf mit einem Turban bedeckt. Die Figur stützt sich mit den Händen am Sockelrand auf, der Blick nach oben gerichtet, das linke Bein angezogen, wobei der Fuß vom Manteltuch der Heiligenfigur verdeckt wird. Die Attributfigur steht sinnbildlich für den Sieg des Christentums über das Heidentum. Die Heiligenfigur von insgesamt hoher musealer Qualität, in altersgemäß guter Erhaltung. Die original Fassung großenteils berieben, in den Faltentiefen noch erhalten. Voll rundplastisch geschnitzt mit teils spitzbogigen Schüsselfalten des Mantels über die langes gewelltes, aus dem Kopftuch herabziehendes Haar fällt. (11601215) (2) (11) € 25.000 - € 35.000 INFO | BIETEN 364 (Abb. nächste Seiten) Großes spätgotisches Schnitzrelief der Anbetung der Könige Höhe: 123 cm. Breite: 115 cm. Sockeltiefe: 27 cm. Wohl Oberrhein, um 1480/1500. Geschnitzt, gefasst und teilvergoldet, in dreibogiger Baldachinrahmung. Das Relief, das zum Teil in Vollplastik überzieht, in einer original, nahezu quadratischen Rahmung mit vorgestellten Rundsäulen und Blattkapitellen, die einen dreibogigen Baldachin tragen, wodurch der Eindruck einer gotischen Loggia entsteht. Die Rückwand ebenfalls ausgestattet mit bogentragenden Pilastern. Im Zentrum der Darstellung Maria in langem Mantel stehend, die das Kind mit beiden Händen einem knienden König entgegen hält, der seine Geschenke überreicht. Dahinter die Gestalt des Heiligen Josef mit entblößtem Haupt, die Kappe in beiden Händen, sein Oberkörper erscheint oberhalb der rückwärts angedeuteten Zwischenwand. Weiter rechts der dunkelhäutige Balthasar, links zwei herrschaftliche Gestalten, die gemeinsam einen Kelch halten, während die rechtsstehende Person einen Herrscherhut in der Armbeuge hält. Möglicherweise handelt es sich hier um eine fürstliche Stifterfigur des Schnitzwerks, die den drei Königen hier beigestellt wurde. Seine rechte Hand, die an den Gabenkelch rührt, ist möglicherweise dahingehend zu deuten, dass auch dieser zeitgenössische Herrscher mit seiner Stiftung eine Gabe gespendet hat. Die spitzbogigen Hintergrundfelder zeigen schlicht gemalte Landschaften, wohl altersbedingt und aufgrund früherer Restaurierungen vereinfacht. Besonders markant hervorgehoben ist das reiche Faltenwerk des vergoldeten Umhangs der Maria mit Krüppel- und Schüsselfalten. Das Jesuskind hält die Ärmchen ausgebreitet, um das Geschenk in Empfang zu nehmen, der Oberkörper nach rechts gewandt, das Gesicht jedoch nach außen, dem Betrachter zugewandt. Die Beinchen übereinander gelegt als Zeichen der künftigen Herrscherhoheit Christi. Die architektonische Rahmung vergoldet, zwischen den Spitzbögen Rundrähmchen, darin jeweils eingeschnitzter Dreipass. Die Basis als leicht angeschrägter Rasensockel gearbeitet, nach vorne hin gerade abgeschlossen. Insgesamt ist das Schnitzwerk - auch aufgrund der seltenen Baldachinarchitektureinfassung - von erheblicher musealer Bedeutung. Fassung weitgehend erhalten und zu einem früheren Zeitpunkt bereits rest. und ausgebessert. (11606893) (2) (11) € 75.000 - € 80.000 seitliche Ansicht der Heiligen Barbara INFO | BIETEN All texts can be translated into your own language on our homepage via Google: www.hampel-auctions.com 189

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