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Gemälde Alte Meister – Teil I

285 PIETRO DI DOMENICO,

285 PIETRO DI DOMENICO, 1457 SIENA UM 1501/ 1533 MADONNA MIT KIND UND ZWEI ENGELN Tempera auf Goldgrund. Auf Holz. 59,3 x 39 cm Bedeutendes museales Werk der Sieneser Renaissance ehemals im Metropolitan Museum New York, aus der Sammlung George und Florence Blumenthal. Das hochformatige Tafelbild gehört zu den bedeutendsten Werken des Pietro di Domenico. Die Figuren zeigt der Meister dicht gedrängt, vor punziertem Goldgrund. Thematisch liegt hier der Bildtypus der „Maria lactans“ vor. Die Madonna, die dem Kind die Brust reicht, beherrscht in Dreiviertelfigur das Bildzentrum. In rotem Kleid und noch gut erkennbar dunkelgrünem Mantel sehen wir sie leicht nach links gewandt, sie betrachtet ihr Kind, das wiederum mit der Mutter Blickkontakt hält. Beide Händchen des Knäbleins umfassen das Handgelenk der Mutter, während diese das aufrecht sitzende Kind am Rücken hält. Blickgesten, Körper- und Handhaltungen lassen daher eine abrundende Geschlossenheit von Mutter und Kind erkennen, eine für diese Zeit und auch für das Werk des Malers reife Bildkomposition. So werden die beiden Engel im Hintergrund umso augenfälliger in Distanz zu dem intimen Geschehen gehalten, lediglich das Gesicht des Engels links im Bild blickt aufmerksam über die Schulter Mariens auf das Kind, während sein Gegenüber den leicht verlorenen Blick nach außen richtet, damit auch dem Bildbetrachter entgegen, als eine einladende Geste zur Anbetung. Dies ist ganz im Sinne des Gemäldes als Andachtsbild zu verstehen. Bezeichnenderweise halten beide Engel ihre betenden Hände so zusammen, dass sie jeweils nur die Fingerspitzen berühren und damit eine Art Schutzdach andeuten, die die feine Intimität der Bildszene betont. Dass diese Bildmotive in den weiteren gleichthematischen Werken des Meisters nicht wieder zu finden sind, lässt das vorliegende Bild weit eher in dessen reifere Periode einordnen (siehe unten, Lit.: 2011). Über die hier genannten Einzelheiten hinaus sind noch weitere Details zu beobachten, die sowohl stilistisch über die Malweise des Meisters, als auch über die hohe Qualität des Bildes sprechen. Entgegen einem weiteren bekannten Werk des di Domenico, ebenfalls vom Typ „Maria lactans“, ist hier der Mund des Kindes nicht direkt an die Brust geführt. Dabei bleibt offen, ob der Vorgang des Stillens hier erst ansetzt oder bereits beendet ist, was zu unterschiedlichen Interpretationen Anlass böte. Aber auch Elemente der Detailausführung verdienen gewürdigt zu werden: ganz bewusst ist der Goldgrund als „Himmel“ im Hintergrund der Figuren glatt angelegt, durch die Punzierungen der Nimben und der oberen Randbordüre unterbrochen, während die weitaus feinere Punzierung des Marienkleides bereits eine textile Struktur aufweist, durchsetzt von Dekormotiven eines prächtigen Brokatstoffes, und dies zudem in exzellenter Erhaltung und Wirkung. Auch das Brokatkissen mit offener Schnürung, auf dem das Kind sitzt, ist ähnlich gearbeitet. Während die Nimben der jugendlichen Engel mit Strahlengravur wiedergegeben sind, lassen sich im Nimbus der Madonna die Majuskeln „AVE...CELO...“ lesen. Diese Buchstaben sind zu ergänzen zu „AVE REGINA CAELORUM.“ (Ave Himmelskönigin). Es ist dies der Anfang des Gesangstextes, der u.a. nach der Vesperandacht gesungen und fortgesetzt wird mit „Ave Herrscherin der Engel“. In diesem Kontext sind also auch die beiden Engel zu verstehen. Die nächstverwandte Bilddarstellung von der Hand des Meisters ist die „Madonna und Kind mit den Heiligen Petrus und Paulus“ (Privatbesitz, ehem. Coudert Brothers, 1888). Im Gegensatz zu unserem Gemälde ist das Kind hier an der Brust gezeigt. Auch nimmt die Darstellung des Kindes einen wesentlich kleineren Bildraum ein, ganz in der bisherigen Tradition, während bei dem vorliegenden Andachtsbild auch eine Betonung auf das Jesuskind zu erkennen ist, was wiederum auf einen etwas weitergeschrittenen Werkzeitraum verweist. Damit ist ein Höhepunkt im Schaffen di Domenicos erreicht. Von Pietro di Domenico sind zwei signierte Werke bekannt geworden eine „Krippe mit den Heiligen Martin und Galganus“ (Pinakoteca Nazionale, Siena) sowie die „Madonna mit Kind und den Heiligen Hieronymus und Johannes d. T.“ (City Art Gallery York). Auch unter den wenigen bekannten Werken des Meisters nimmt das vorliegende Bild einen hohen Rang ein. Zu Biographie, Ausbildung und Werdegang des Künstlers sind uns nur wenige Details bekannt. So ist etwa das genaue Sterbedatum umstritten, es wird der Zeitrahmen zwischen 1501 und 1533 diskutiert. Am wahrscheinlichsten ist das Jahr 1501 anzunehmen, da ein „Pietro di Domenico Dipintore“ 1497 in die Confraternità die San Girolamo eintrat, 1501 als verstorben gemeldet. Man nimmt allgemein an, dass der vorliegende Meister seine erste Ausbildung in Siena bei Benvenuto di Giovanni (1436- um 1518) erhielt. Darüber hinaus zeigt unser Gemälde erstmals auch die Einflüsse der Maler Francesco di Giorgio und Matteo di Giovanni. Zustand: Das Tafelbild in altersentsprechend sehr guter Erhaltung. Lediglich das obere Malrändchen von wenigen Millimetern wurde bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt angeschnitten, einige schmale Risse an der Rückseite sind sichtbar, an der Vorderseite durch Restaurierung nicht sichtbar. Die Holztafel wurde zu einem früheren Zeitpunkt gegen Wölbung beschliffen und durch zwei Quer- und umlaufende Randleisten gefestigt. Rest. (†) Provenienz: 1905 bis mindestens 1909 Sammlung Conte Giulio Sterbini, Rom. Danach wohl Sangiorgi, Rom. Bis 1911: George und Florence Blumenthal, New York. 1911 wurde das Gemälde dem Metropolitan Museum of Art, New York übergeben (Inv. Nr. 41.190.22). 2015 wurde das Gemälde von Sotheby‘s New York angeboten und versteigert. Dann Privatsammlung Schweiz. Dokumentation und Nennung des Werkes in der Literatur: Zu vorliegendem Werk existiert auch aufgrund der prominenten Provenienz eine umfangreiche Dokumentation. Abgebildet in folgenden Publikationen: S. Rubinstein-Bloch, Gemälde - Frühe Schulen, in: Katalog der Sammlung von George und Florence Blumenthal, Vol. I, Paris 1926, Abb. Tafel XXXIII. Aldo Lusini und Pietro Misciattelli, La donna senese del Rinascimento, Anno II., Fasc. IV, in: LA DIANA, 2, Nr. 4, 1927. Mit Abbildung S. 233. Dort Besitzangabe: New York - Raccolta Blumenthal. F. Zeri und E.E. Gardner, Italienische Malerei, Ein Katalog der Sammlung des Metropolitan Museum of Art. Sienesische und Mittelitalienische Schulen, New York 1980, S. 65, ganzseitige Tafelabbildung, Tafel 73. K. Baetjer, Europäische Gemälde im Metropolitan Museum of Art, New York 1995, A Summary Catalogue, Vol. I, mit Abbildung S. 65. Weitere Dokumentation und Literaturvergleiche: B.B. Fredericksen und F. Zeri, Volkszählung italienischer Gemälde aus dem 19. Jahrhundert in den öffentlichen Sammlungen Nordamerikas, Cambridge, Mass. 1972, S. 165, 347, 608. K. Baetjer, Europäische Gemälde im Metropolitan Museum of Art, New York 1980, Vol. I, S. 142. Keith Christiansen , Laurence B. Kanter, Carl Brandon- Strehkle, Gemälde in der Renaissance Siena 1420-1500, Ausst.-Kat. New York 1988, S. 345. 1998: M. S. Frinta. Punched Decoration on Late Medieval Panel and Miniature Painting, (Gestanzte Dekoration auf spätmittelaterlicher Tafel- und Miniaturmalerei), 1998, Teil 1, S. 473. Mit Abb. der Punzierung. Alexander Rauch, Malerei der Frührenaissance (Florenz und Siena), in: Renaissance, Kunst und Architektur des 15. und 16. Jahrhunderts in Europa, Parragon-Vlg. 2011. A. R. (1212111) (11) 16 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 6.000 additional images.

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