258 JOSEF HEINTZ D. J., UM 1600 – UM 1678 Joseph Heintz d. J. war Sohn des Joseph Heintz d. Ä. (1564-1609) und war ab 1617 in der Werkstatt von dessen Schüler Matthäus Gundelach (um 1566-um 1653) tätig. 1621, bevor es Heintz nach Italien zog, besuchte er vermutlich auch die Werkstatt des bekannten Buchmalers Johann Matthias Kager (1575-1634), der bereits Schüler von Hans Rottenhammer in Venedig war. 1625 war er jedoch schon in Italien, namentlich in Venedig und Rom, tätig und führte sogenannte „capricciosissimi“ aus, also dramatische Gemälde, in denen Ungeheuer mit Heldendarstellungen kombiniert wurden. Im Jahr 1632 hielt er sich in Venedig auf, wovon das Votivaltarbild in der Kirche San Fantino zeugt. Von 1634 bis 1639 war er in der Zunft (Fraglia) der Maler eingeschrieben. Am 30. November 1655 wird der Maler zusammen mit Nicolas Régnier (1590- 1667) beauftragt, die Sammlung von Giovanni Pietro Tiraboschi zu schätzen. Im Jahre 1663 gab Graf Czernin, Bevollmächtigter von Kaiser Leopold I, mehrere Werke bei ihm in Auftrag. GROSSE ALLEGORIE DER VENUS ALS FORTUNA ZWISCHEN GLÜCK UND UNHEIL – „FORTUNA MARINA“, UM 1625/30 Öl auf Leinwand. 137,2 x 97,8 cm. Unsigniert. Zuweisung an den Künstler durch Expertise von Prof. Dr. Jan De Maere, 28.1.2021. Die bisherige Betitelung des Gemäldes „Allegorie der Fortuna“ bedarf einer Kommentierung. Das Bildzentrum beherrscht die Figur der in einer Muschel stehenden Venus. Das formale Motiv geht auf die „Geburt der Venus“ zurück, wie seit der Antike überliefert, wohl am bekanntesten von Sandro Botticelli (um 1445-1510) 1485 so ins Bild gesetzt, wie auch in der vorliegenden Auffassung von Heintz. Allerdings hält die Aktfigur hier ein rotes, geblähtes Velum, wodurch auf eine weiterführende Allegorie verwiesen wird. Über ihrem Haupt ein Stern, als Venusstern zu verstehen, Amor ist als Knabe beigesellt, der sich hier mit Seifenblasen beschäftigt, was zu Aussage der Allegorie beiträgt. Die Gesamtdeutung des Werkes geht jedoch aus den Darstellung des Hintergrundes hervor: Links lässt eine goldene Wolke einen Goldregen über eine friedliche Küstenlandschaft ausschütten, mit ruhig am Ufer anliegenden Schiffen. Rechts dagegen wird die Landschaft mit vulkanartig-feurigen Ausbrüchen gezeigt, darüber drohende Blitze in dunklen Wolken. Diesem Dualismus des „Weltgeschehens“ entsprechen auch die Figuren in der Muschel. Amor verweist mit seinen Seifenblasen auf die Kurzlebigkeit und das vergängliche Glück des Lebens. Der Hahn links unten steht für den Sonnenaufgang und Tagesanbruch, dagegen galt die rechts stehende Eule seit jeher symbolisch für die Nacht, gelegentlich auch für Unheil. In der Muschel liegen auf der Seite des Glückes gehäufte Gegenstände, die für friedliche Regierungen stehen sollen, wie Kronen, Zepter, aber auch die Fanfare des Ruhmes. Venus hat ihren Fuß abweisend auf eine nackte Männergestalt gestellt, die symbolisch dem Unheil zuzuordnen ist. So ist hier eine allegorische Kompilation von Venus und Fortuna vollzogen worden. Der Maler Frans Francken d. J. (1581-1642) hat um 1615 eine Darstellung „Fortuna marina“ geschaffen (Louvre, Paris), in der Fortuna – wie üblich – auf einer Kugel steht, ebenfalls jedoch mit einem Velum, das dort bereits einem Schiffsegel gleicht. Weitere, genauere Analysen könnten die Deutung des Bildes noch wesentlich bereichern. In jedem Falle ist der Grundgedanke der Aussage die Devise „Amor vincit omnia“, die Liebe überwindet alles. Die Stadt Augsburg stand seit jeher in enger Verkehrsverbindung mit Italien. So erklärt sich, dass der Augsburger Maler Anfang der 1620er Jahre nach Venedig ging, wo er ein halbes Jahrhundert bis zu seinem Tod arbeitete und nicht zuletzt auch seinen Einfluss auf die venezianische Malerei ausüben konnte. Von seinem Stiefvater Matthäus Gundelach, Augsburg, hat Heintz kaum Anregungen übernommen. Die feine Maltechnik, die ausgesprochen elegante, manieristische Haltung der Aktfigur weisen auf ihn hin, wenngleich hier auch stilistische Übernahmen von seinem Vater J. Heintz d. Ä. zu erkennen sind. Dem entspricht auch die Annahme des Experten Jan De Maere, der das vorliegende Werk in die Anfangsphase des Aufenthaltes in Venedig reiht. Ferner wird dort auf Bildvergleiche verwiesen, wie „Madonna Rosario mit den Hll. Domenico und Katharina“ (Dorotheum, 4.3.1997, Lot 8), oder „Triumph des Neptun und Amphitrite / Triumph des Pluto“ (Ader, Paris, 20.12.1994, Lot. 23). A. R. Literatur: Julia Niewind, Joseph Heintz d.J. und die Zeremonien der Serenissima – Die venezianische Festkultur des 17. Jahrhunderts im Werk eines Augsburger Malers, Diss., Trier 2017. (1270471) (1) (11) JOSEPH HEINTZ THE YOUNGER, CA. 1600 – CA. 1678 LARGE ALLEGORY OF VENUS AS FORTUNA BETWEEN LUCK AND DISASTER – “FORTUNA MARINA”, CA. 1625/30 Oil on canvas. 137.2 x 97.8 cm. Unsigned. Attribution to the artist thanks to the expert’s report by Professor Dr Jan De Maere, 28 January 2021. Literature: J. Niewind, Joseph Heintz d.J. und die Zeremonien der Serenissima - Die venezianische Festkultur des 17. Jahrhundert im Werk eines Augsburger Malers, Dissertation Trier 2017. € 40.000 - € 50.000 Sistrix INFO | BIETEN 40 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.
286 DEUTSCHER MALER DES 17. JAHRHUN
288 PIETER BRUEGHEL D.J., UM 1564 B
290 ANTHONIS VAN DYCK, 1599 ANTWERP
293 ASCANIO LUCIANI, 1621 NEAPEL -
295 LUCA GIORDANO, 1634 NEAPEL - 17
298 GIOVANNI BATTISTA SALVI, GENANN
299 CHRISTOPH SCHWARZ, UM 1545 MÜN
PIETER BRUEGHEL THE YOUNGER, CA. 15
301 MARTEN VAN CLEVE, 1527 ANTWERPE
303 MARTEN VAN CLEVE, 1527 ANTWERPE
305 MICHIELS SIMONS (PSEUDO-SIMONS)
307 FRANS FRANCKEN III (1607-1667)
309 DIRCK STOOP, 1610/18 UTRECHT -
311 HANS BOL, 1534 MECHELEN - 1593
130 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-
313 ITALIENISCHER MALER DES 18. JAH
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317 GIOVANNI PAOLO PANINI, 1691 PIA
Detailabbildung Lot 318 146 HAMPEL
320 JOSEF HEINTZ D.J., UM 1600 - UM
152 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-
Detailabbildung zu Lot 321 154 HAMP
323 RÖMISCHER MALER DES 17. JAHRHU
324 KAREL BREYDEL, GENANNT „LE CH
326 JAN VAN KESSEL D. Ä., UM 1626
328 MAERTEN RYCKAERT, 1587 ANTWERPE
329 CASPAR HIRSCHELI (HIRSCHEL), UM
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333 ORAZIO GREVENBROECK, UM 1670 -
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338 PIETRO DE LIGNIS, AUCH GENANNT
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346 JAN VAN KESSEL D.Ä., UM 1626 -
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Ausschnitt JOOS DE MOMPER THE YOUNG
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352 PIETER SNAYERS, 1592 ANTWERPEN
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355 BOLOGNESER MALER DES 17. JAHRHU
357 DANIEL SEGHERS, 1590 ANTWERPEN
360 ADRIAEN VAN STALBEMT, 1580 ANTW
361 NIEDERLÄNDISCHER MALER DES AUS
363 CORNELIS DE VOS, 1584/85 HULST/
365 ANGELO MARIA ROSSI, BEKANNT ALS
368 FRANÇOIS BOUCHER, 1703 PARIS -
370 JOSEPH HIGHMORE, 1692 - 1780, Z
373 FRANCISCUS GISBRECHTS, 1649 - N
376 MARCO TULLIO MONTAGNA, 1594 VEL
378 MATTEO LOVES, UM 1605 COLONIA -
379 GASPAR PIETER VERBRUGGEN D. J.,
380 JACQUES IGNATIUS DE ROORE, 1686
381 GIOVANNI COLI (1636-1691) UND F
383 FLÄMISCHER MALER DES 17. JAHRH
385 MARTEN VAN CLEVE, 1527 ANTWERPE
258 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-
388 ERASMUS QUELLINUS D.J. (1607-16
390 ADRIAEN DE GRYEFF, 1657 ANTWERP
393 PIETER MEULENER, 1602 ANTWERPEN
395 POMPEO GIROLAMO BATONI, 1708 LU
397 FLÄMISCHER MEISTER DES 17. JAH
399 JACOB ADRIAENSZ BELLEVOIS, 1621
280 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-
402 WILLEM DE HEUSCH, UM 1625 UTREC
405 JAN WYCK, 1644 HAARLEM - 1702 M
407 NICOLAES WILLINGH, 1640 DEN HAA
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